Deeper Connection – weniger Smalltalk, mehr Deeptalk

„Wie geht’s?“ „Was machst du so?“ „Wie war die Arbeit?“…wer kennt es nicht: Immer werden uns die dieselben, belanglosen Fragen gestellt. Täglich müssen wir mehrmals den sogenannten „Smalltalk“ führen, wobei wir doch viel lieber mehr über die Person erfahren und eine tiefere Beziehung zu unseren Gesprächspartnern herstellen würden. Genau dieser Thematik hat sich Verena Dzur von deeper connection gewidmet. Neben Coachings und Workshops hat sie ganz besondere Karten entwickelt, welche euch dazu bringen, tiefgründige, ehrliche und interessante Konversationen mit euren Gesprächspartnern zu führen. Wir durften Verena, ihr Unternehmen und die besonderen deeper connection cards in einem Interview kennenlernen. Viel Spaß beim Lesen.

ILO: Danke für das Interview, liebe Verena. Erzähl mir doch vorab gern ein wenig über dich selbst. Wer bist du, woher kommst und für was stehst du?

Halli Hallo. Ja, ich danke euch für das Interview. So schön zu sehen, dass ihr Oldenburger*innnen unterstützt und ihnen Sichtbarkeit verschafft. Das finde ich toll! Kurz zu mir: Ich bin 37 Jahre alt, komme ursprünglich aus dem Rheinland, bin aber nun schon seit 15 Jahren in Oldenburg. Ich war bis 2016 als selbstständige Hundetrainerin und Coach hier in Oldenburg tätig und habe dann nach 10 Jahren entschieden, den Beruf hinter mir zu lassen und zu schauen, was es sonst noch gibt, was mich interessiert und in welchem Feld ich meine Kompetenzen noch einsetzen könnte. Nach einem Jahr Auszeit, welches ich unter anderem mit einer Rucksacktour durch Südeuropa verbracht habe,  kam ich dann 2017 zurück nach Oldenburg. Darauf folgte erst einmal eine Neu-Orientierungsphase. Man könnte es auch Krise nennen, aber ich habe für mich in der Zeit festgestellt, dass es für mich so wichtig war, in diese Lebensphase zu kommen. Es ging darum, mich nochmal neu kennen zu lernen: Wer bin ich? Was will ich? Was kann ich? Wofür möchte ich antreten? Was zieht mich an? All diese tiefen Fragen habe ich durchgefühlt, durchgedacht und habe mich durch viele Seminare, Workshops, Coachings, Bücher und Online-Interviews noch besser kennen gelernt und bin mir nähergekommen. Das war ein anstrengender, harter, aber auch sehr klärender Prozess. Und nun stehe ich hier und habe vor ein paar Wochen mein Business online gestellt und freue mich nun riesig auf dieses neue Kapitel in meinem Leben.

ILO: Eine inspirierende Geschichte! War dir eine „deeper connection“, also eine tiefgründigere Beziehung, schon immer wichtig?

Ja, auf jeden Fall. Ich interessiere mich schon lange für die tieferen Schichten im menschlichen Sein und auch im menschlichen Miteinander. Oberflächlichkeit war irgendwie schon immer nicht so ganz meins und ich konnte mich nicht gut damit anfreunden. Ich mag es sehr, wenn im Kontakt Momente entstehen, in dem ich spüre, dass ich mich zeigen kann mit dem, was in mir vorgeht und wenn mein Gegenüber auch Vertrauen hat und sich öffnet. In meiner Vorstellung geht das immer mehr verloren in der Gesellschaft. Es geht viel um „Darstellung, sich in Szene setzen, perfekt aussehen, keine Schwächen oder Fehler zeigen“.  Das funktioniert ja auch gut in der heutigen Welt. Mich zieht es mehr dahin, was dahintersteckt. Was findet statt, wenn wir uns wirklich zeigen. Mit allem, was da ist. Ohne Filter. Ohne Maske.Das macht einigen Menschen Angst (mir auch), da man dann verletzlich wird und die Gefahr einer Zurückweisung größer ist. Aus meiner Erfahrung heraus ist jedoch oft das Gegenteil der Fall. Menschen atmen durch, fühlen sich mehr wahrgenommen, können sich dadurch entspannen. Und die Ängste, der Scham, die scheinbaren Makel sind meistens in uns allen vorhanden und es fühlt sich so gut an, wenn wir es mitteilen und das Gegenüber sagt: Oh ja, das kenne ich gut! Natürlich muss es dafür einen sicheren Rahmen geben, in dem ich mich aufgehoben und geschützt fühle.

>> Die Karten sind für Menschen gedacht, die neugierig und offen sind
und Lust haben, sich ganz ehrlich zu zeigen und zu begegnen. Mit allem, was da ist. <<

ILO: Weshalb hast du „deeper connection“ gegründet. Welche Idee steckt dahinter?

In meiner „Orientierungsphase“ habe ich mich viel mit tiefergehenden Fragen beschäftigt. Es war wichtig, dass ich mich mit meinem Kern, mit meiner Ursubstanz verbinde bzw. sie nochmal neu kennenlerne. Was ist jetzt die ehrlichste Version von mir und passt das Außen noch zu meinen inneren Werten, die ich aktuell habe? All diese Fragen haben mir Unterstützung, Inspiration, Impulse und Klarheit gebracht und mich vor allen Dingen wieder mehr mit mir selbst in die Verbindung gebracht. Weihnachten 2017 hatte ich dann die Idee, einige Fragen mal auf Papier zu schreiben und am Weihnachtsabend einige davon mit meiner Familie durch zu gehen. Es waren für mich rührende Momente, in denen sich meine Eltern mir gegenüber geöffnet haben und sich mitgeteilt haben.  Die Qualität des Gesprächs war eine andere, als die wir sonst hatten. Ich habe Dinge erfahren, die ich noch nicht wusste und es sind auch einige emotionale Momente durch die Fragen entstanden, die mich sehr berührt haben. So entstand die Idee! Ich hatte das Gefühl, dass es schön wäre, solche Helferleins in Form von Fragekarten Menschen zur Verfügung zu stellen, wodurch diese dann in eine tiefere und vertrautere Verbindung kommen können. Die erste Zielgruppe, die ich mir ausgesucht habe, sind Paare bzw. Menschen, die in einer intimen Beziehung sind. Immer wieder werden Themen im Bereich Nähe und Intimität ungern oder gar nicht angesprochen. Da ist viel Scham, Angst oder Unwohlsein vorhanden, wenn es darum geht, sich zu äußern mit seinen Wünschen, Bedürfnissen und vielleicht auch Befürchtungen. Die Karten dienen Menschen dazu, in ein Gespräch zu kommen und bieten einen Raum, sich zu zeigen. Natürlich sollte man offen sein für Gespräche, die vielleicht auch mal unschöne Gefühle hervor rufen oder einen aus der Komfortzone locken. Die Karten sind für Menschen gedacht, die neugierig und offen sind und Lust haben, sich ganz ehrlich zu zeigen und zu begegnen. Mit allem, was da ist.

ILO: Eine tolle Idee. Wann wurde „deeper connection“ überhaupt ins Leben gerufen?

2019 war das Jahr, in dem ich die Idee für die Karten und die weiteren Angebote von mir entwickelt habe. Erst gab es die Phase, in der ich mir die Fragen überlegt habe, viel über das Thema gelesen und mir Interviews angehört habe. Dort habe ich mir Inspirationen für gute Fragen geholt. Darauf folgten dann mehrere Feedback-Runden mit Bekannten, Freunden und Therapeuten. So habe ich dann die Fragen ausgesucht und das 1. Set „Nähe & Intimität“ fertiggestellt. Dann habe ich mich an die Website mit dem Onlineshop gemacht und diese wurde Anfang April online geschaltet. Was für ein aufregender Moment, als die 1. Bestellung eingetroffen ist. Aber ich möchte nicht nur ein Produkt auf den Markt bringen, sondern möchte vielmehr ein breiteres Angebot schaffen, für Menschen, die Lust auf eine tiefere und ehrlichere Art der Kommunikation haben und interessiert sind, eine Beziehungskultur in ihr Leben zu lassen, die sie selbst und ihre Mitmenschen bereichert und Verbindung schafft. Daher biete ich noch Gruppen, Einzelcoachings und Workshops an, um in dieses Feld noch weiter und tiefer einzutauchen.  Wer Lust auf „mehr“ hat, der hat durch diese Angebote auf jeden Fall die Möglichkeit, dies in sein Leben noch mehr zu integrieren und sich mit Menschen zu umgeben, die ähnliche Wünsche haben.

ILO: Du hast es ja schon grob erwähnt, aber was genau bietet „deeper connection“ an Services und Produkten an?

Bisher gibt es das 1. Kartenset „Nähe & Intimität“. Bald folgt schon das 2. Set mit Fragen für den Deeptalk mit „Freunden & Familie“. Weitere Sets sind in Planung, wie z.B. ein Set mit Selbstreflexions-Fragen, ein Set für den Bereich Business und ein Thema ist mir auch noch wichtig: Die letzte Lebensphase. Auch hierfür würde ich gerne Helferleins bieten, um zum Thema Sterben und Tod ins Gespräch zu kommen. Leider wird dazu ja noch oft geschwiegen und es wird nicht angesprochen. Zusätzlich zu den Karten biete ich Coachings in der Natur an. Während wir in der Natur spazieren gehen, coache ich Menschen mit jeglichen Themen, bei denen es darum geht, dass Klarheit oder Orientierung fehlt. Sei es ein Persönlichkeits-Thema, Partnerschaft, Job oder auch etwas anderes, was den Menschen im Vorwärtsgehen oder im Entscheidung Treffen blockiert. Ich habe diese spezielle Form des Coachings gewählt, da ich es als große Unterstützung sehe, dass wir uns während dessen bewegen und dass wir an der frischen Luft sind. Zwei wichtige Aspekte, um zu entspannen und mit sich gut in die Verbindung zu kommen. Und nein — ich nenne es nicht Waldbaden. :-)
Ich biete auch Gruppensettings an: Inspirations-Walks, also ein Gruppen-Spaziergang mit inspirierenden Fragen und kleinen Übungen zum authentisch mitteilen und für mehr Achtsamkeit und die Gruppe „Authentisches Mitteilen“ findet derzeit einmal wöchentlich online bei zoom statt. Es gibt auch einen Workshop, den ich anbiete (derzeit auch online): „Ein Date mit dir selbst“. Auch hier geht es darum, Zeit für sich zu nehmen, zu schauen und spüren, was gerade wichtig ist, was in den Alltag integriert werden möchte und was mir entspricht. Welche Dinge möchte ich eigentlich ausleben und in meinem Leben haben, finde aber noch nicht den Weg, dies zu tun? Alle Formate dienen dazu, dass man sich selbst besser wahrnehmen kann, achtsamer mit seinen Wünschen und Bedürfnissen ist und in die Selbstverantwortung kommt, diese mitzuteilen, sie sich einzugestehen und Wege zu finden, wie man diesen nachkommen kann.

>> Die Zeit fordert Kreativität, Flexibilität, Leichtigkeit, Spontanität, Zusammenhalt,
Gemeinschaftssinn und Fokus auf das Wesentliche.
Für mich ganz klar ein dickes Geschenk vom Leben, mich diesen Fähigkeiten
und Werten hinzugeben und mich darauf noch mehr zu fokussieren. <<

ILO: Das sind ja einige, klasse Angebote. Für welche Menschen sind deine Produkte und Leistungen geeignet?

Die Karten und auch die Dienstleistungen sind für alle Menschen gedacht, die Lust, Neugierde und Offenheit haben, sich selbst noch besser kennen zu lernen und zu verstehen und vor allen Dingen, mit sich und mit anderen Menschen wie z.B. Partner, Freunden, Arbeitskollegen, Eltern etc. noch mehr in die Verbindung zu gehen.  Ich biete Impulse, Anregungen und Inspirationen an, wie ich mit mir selbst noch besser in den Kontakt komme und mitkriege, was ich brauche, mir sehnlichst wünsche und was ich verändern kann, damit das Leben, das ich lebe, mir noch mehr entspricht und mich noch glücklicher macht.

 ILO: Nun zu einem ganz anderem Thema. Wie erlebst du die Corona-Krise?

Ich merke, dass ich auf diese Frage hin mit Müdigkeit und Fluchttendenzen innerlich reagiere. Ich kann nur sagen: Sie hat mich gelehrt, noch weniger zu planen und noch viel mehr im „Schritt für Schritt“-Modus zu denken und zu handeln und immer wieder mit frischem Blick zu schauen, was gerade ansteht. Dieses „Im Hier und Jetzt“ sein, flexibel und neugierig auf das jeweilige Jetzt zu sein ist für mich und glaube ich auch für einige andere eine Herausforderung, der ich mich aber gerade sehr gerne stelle und sie auch als Chance wahrnehme. Eine Möglichkeit für mich, noch mehr mit dem, was gerade vorhanden ist, umzugehen und das Beste für mich und meine Umwelt draus zu machen. Die Zeit fordert Kreativität, Flexibilität, Leichtigkeit, Spontanität, Zusammenhalt, Gemeinschaftssinn und Fokus auf das Wesentliche. Für mich ganz klar ein dickes Geschenk vom Leben, mich diesen Fähigkeiten und Werten hinzugeben und mich darauf noch mehr zu fokussieren.

ILO: Wo siehst du dich in 5 Jahren?

Ortstechnisch habe ich kein Bild vor Augen, wo ich sein werde. Da ist gefühlt alles offen. Und zu mir und meinem Projekt deeper connection: Ich zoome da eher etwas raus und wünsche mir eher etwas für die Menschen und den Umgang miteinander. Ich würde mich freuen, wenn das Miteinander, die Offenheit, die Bereitschaft zu helfen und zu unterstützen sich mehr in der Gesellschaft etablieren würde. Wenn noch mehr ein Wir-Gefühl entsteht. Wenn wir mehr hinschauen, wo und wie jemand Hilfe und Unterstützung gebrauchen kann. Und wenn es nur ein offenes Ohr ist oder eine Geste.
Ich wäre sehr happy, wenn wir einander mehr wahrnehmen würden, egal ob ich es selbst bin, der eigene Partner*in ist, mein Nachbar*in oder der fremde Mensch auf der Straße. Mehr Achtsamkeit im Allgemeinen! Ich habe letztens ein Buch von Hari gelesen. Er sagt: „Je stärker man überzeugt ist, dass Glück etwas Soziales ist, desto besser ist man dran“. Und wenn ich mit meiner Arbeit, den Karten und allem, was daraus noch folgen wird, ein Teil dazu beitragen kann, dass wir uns in diese Richtung bewegen, unsere Wichtigkeit auf die menschlichen Verbindungen und den Zusammenhalt zu bringen, dann bin ich ein ziemlich glücklicher Mensch. Und für mich ganz persönlich: Ich hätte Lust mit verschiedenen Menschen zusammen zu arbeiten. Kooperationen zu finden, Schnittstellen und gleiche Werte herausarbeiten und dann etwas Größeres schaffen, als das, was ich alleine ins Leben bringen könnte. Ich bin gespannt, wer und was mir auf meinem Weg begegnen wird.

Von Justine