Cine k Oldenburg – Kino-Erlebnis trotz Corona-Krise

Das Cine k ist ein ganz besonderes Kino Oldenburgs. Das Filmkunstkino in der Kulturetage bietet ein ausgesuchtes Programm mit Themen, die zur Diskussion anregen. Es trägt somit einen großen Teil zur kulturellen Bildung in Oldenburg bei und bietet eine tolle Plattform zum Austausch. Doch wie steht es um das Kino während der Corona-Zeit? Das hat uns die liebe Marianne vom Cine k in einem kleinen Interview verraten.

ILO: Vielen Dank für deine Zeit, Marianne. Vorab würde ich gern einmal mit dir zurück in die Vergangenheit reisen. Magst du mir erzählen, wann und wie das Cine k entstanden ist?

Sehr gerne. Das Cine K feiert dieses Jahr tatsächlich seine Volljährigkeit! Das Kino gibt es nämlich schon seit 18 Jahren. Damals im Jahr 2002 haben die zwei Gründer Marion Fittje und Wolfgang Bruch schon seit einiger Zeit an ganz verschiedenen Orten Kino gemacht. In der Kulturetage stand ein Kino leer. Das wurde damals mit der Technik aus dem ehemaligen Ziegelhofkino befüllt. Marion und Wolfgang waren da mit ihrer Erfahrung in der Kino-Branche die perfekten neuen Mieter*innen und sind dann dort sozusagen „eingezogen“. Der Name „Cine k“ leitet sich von der Verbindung zur Kulturetage ab. Wie es einigen schon aufgefallen ist, enden ja alle enthaltenden Räumlichkeiten der Kulturetage mit einem „k“. Es gibt zum Beispiel noch das Theater k und das Foyer k.

ILO: Wow, schon 18 Jahre, nicht schlecht. Und wer steckt überhaupt alles hinter dem Cine k?

Neben den beiden Gründer*innen und Inhaber*innen Marion und Wolfgang gibt es noch drei Festangestellte, eine Medienpädagogin, die Vorführer*innen sowie das Personal an der Kino-Bar.

ILO: Wie würdest du euer übliches Film-Programm mit drei Adjektiven beschreiben?

Als erstes fällt mir dazu das Adjektiv „besonders“ ein. Hinter dem Cine k steckt die Idee, Kino jenseits des Mainstreams zu machen. Wir zeigen Produktionen, die es sonst in Oldenburg nicht zu sehen gibt und die einfach besonders sind. Ein weiteres Adjektiv wäre „in Bewegung“. Damit meine ich nicht nur, dass man „bewegt ist“ während des Filmeschauens. Ich meine mit dem Adjektiv „in Bewegung“ viel mehr die Tatsache, dass das Kino-machen und das Filmschauen etwas mit einem macht. Die Filme, die wir zeigen, sind Filme, welcher aus aller Welt stammen und welche spezielle Themen ansprechen, die uns wichtig sind und die auch Institutionen und Akteur*innen in Oldenburg als wichtig empfinden. Unter anderem arbeiten wir auch sehr gerne mit der Seebrücke zusammen. Wir haben zum Beispiel mal einen Film über zivile Seenotrettung gezeigt. Als drittes Adjektiv würde ich „künstlerisch“ wählen, da wir ja auch ein Filmkunstkino sind. Das heißt, wir machen auch Filmreihen zu Themen, die wir spannend finden. Wir haben zum Beispiel Filmreihen wie „Neuer deutscher film“, bei der wir mehrere Wochen lang gerade aktuelle deutsche Regisseur*innen zeigen oder eine Filmreihe über afrikanisches Kino. Außerdem veranstalten wir Stummfilm-Konzerte, bei der wir Stummfilme zeigen, welch live vertont werden im Kino.

ILO: Auf jeden Fall passende Adjektive! Was genau unterscheidet euch denn von den anderen Kinos in Oldenburg?

Wir zeigen Inhalte, die es in anderen Kinos nicht zu sehen gibt. Dazu gehören unter anderem kleine Produktionen, die sonst keinen Platz in der Oldenburger Filmlandschaft hätten. Wir sind zudem einfach eine Plattform für lokale Akteur*innen. Außerdem sind wir sehr davon überzeugt, dass Kino bewegt und etwas bewegen kann. Das Team des Cine k brennt einfach total für das Kino. Eine weitere Besonderheit des Kinos ist die Medienpädagogik, die wir anbieten. Zum Beispiel bieten wir das Hort-Kino angeboten, bei dem Kinder zum ersten Mal das Kino besuchen und diesen ersten Besuch spielerisch erfahren. Zudem wollten wir dieses Jahr auch gemeinsam mit dem Atelier Blauschimmel und der Jugendkulturarbeit ein inklusives Filmprojekt auf die Beine stellen, welches aber aufgrund der Corona-Zeit erst mal nicht wie geplant starten konnte.

ILO: Man merkt schon, ihr seid ein besonderes Kino! Was war denn bisher euer schönstes Highlight im Jahr 2020?

Für uns was das der Film Butenland. In dem Film geht es um ein Kuh-Altersheim in der Nähe von Butjadingen. Thematisiert wird hier speziell das Mensch-Tier-Verhältnis. Durch die regionale Nähe wurde der Film hier natürlich sehr bekannt. Mitte Februar diesen Jahres lief der Film bei uns zum ersten Mal an. Für uns waren die Vorstellungen dieses Films etwas ganz besonderes, da das Publikum immer sehr gemischt war. Wir machen ja auch wahnsinnig gerne Diskussionsveranstaltungen, da wir das Kino als einen Ort des Austausches sehen. In dem Publikum waren zum Beispiel auch einige Bauer*innen. Der Austausch mit dieser Gruppe war dementsprechend super spannend. Das war unfassbar schön zu sehen, wie lang sich die Leute nach dem Film immer unterhalten haben. Der Film war generell sehr gut besucht und wir haben ihn um Woche und Woche verlängert, weil so viele Menschen ihn schauen wollten. Wenn die Corona-Krise nicht gekommen wäre, hätten wir ihn bestimmt noch länger gespielt.

ILO: Apropos Corona-Krise: wie erlebt ihr diese schwierige Zeit?

Wir haben uns schon tatsächlich kurz vor der offiziellen Anordnung für die Schließung entschieden. Wir waren uns alle einig, dass die Gesundheit unserer Besucher*innen an erster Stelle steht. Wir waren aber total begeistert davon, wie viel Zuspruch und Unterstützung wir bekommen haben. Wir haben von vielen Leuten wirklich liebe Nachrichten erhalten. Es ist natürlich eine schwierige Zeit für uns, da wir trotz der Schließung wahnsinnig hohe laufende Kosten haben. Aber zum Beispiel durch den Gutscheinverkauf merken wir auch, wie viele Leute uns unterstützen. Einerseits freuen wir uns auch sehr auf das Autokino und über die Tatsache, dass wir endlich wieder Kino machen können. Andererseits haben wir jedoch Sorgen was die Zukunft betrifft. Man stellt sich die Frage: „Wenn die Kinos wieder öffnen können, darf unser kleines Kino überhaupt wieder öffnen?“. Wenn wir in unseren begrenzten Räumlichkeiten die Abstandsregelungen einhalten sollten, würde das bedeuten, dass wir in unserem kleinen Saal zum Beispiel nur jede zweite Reihe besetzen können und dann innerhalb der Reihen noch Abstand einhalten müssen. Letztendlich könnten wir dann hochgerechnet nur rund 5 Leute in dem Kino unterkriegen. Da stellt man dann fest, dass sich die Wiedereröffnung nicht lohnen würde. Solche Überlegungen sitzen uns natürlich trotz der vielen positiven  Botschaften im Nacken und bereiten uns Sorgen. Zum Glück haben wir einen sehr coolen Förderverein, der uns unterstützt. Der Verein hat gerade eine Aktion namens 150 mal Zukunft fördern gestartet. Auf der Zielgeraden zum 150. Mitglied des Förderkreises wird unter allen Neumitgliedern eine Jahresfreikarte für das Cine K (gültig ab Wiedereröffnung) verlost. Wir sind sehr dankbar, diesen Förderverein zu haben. 

 ILO: Grad eben fiel der Begriff „Gutscheinverkauf“. Was hat es damit auf sich?

Auf unserer Website haben wir alle Möglichkeiten aufgelistet, wie man uns unterstützen kann: zum Beispiel mit Fördermitgliedschaften, Spenden an den Förderverein oder Filme gucken über Streamingplattformen, die uns am Gewinn beteiligen. Gutscheine können bei uns per Mail in Auftrag gegeben werden.

ILO: Als nächstes steht bei euch das Autokinofestival an. Wie seid ihr auf die Idee gekommen?

Wir saßen tatsächlich am ersten Tag, an dem wir geschlossen hatten, alle gemeinsam draußen unter Einhaltung des Sicherheitsabstandes und haben das schöne Wetter genossen. Und plötzlich meinte einer der Mitarbeiter: „Wir müssen Autokino machen!“. Wir haben lange überlegt, wie wir wieder Kino machen können, ohne dass sich die Menschen in direktem Kontakt begegnen. Da war diese Autokino-Idee direkt im Raum. Zu dem Zeitpunkt war aber überhaupt noch nicht absehbar, wie die aktuelle Situation sich entwickeln würde. Wir waren uns noch nicht sicher, ob das Autokino überhaupt möglich sein würde. Wir haben damals auch direkt mit der Stadt Oldenburg gesprochen. Die Stadt meinte aber auch, dass wir erst mal abwarten und schauen müssen, wie sich das Ganze entwickelt. Dann ist guerilla|substitute auf unser Idee aufmerksam geworden und hat uns kontaktiert. Sie unterstützen uns bei dem Autokinofestival kostenlos mit dem Marketing, wofür wir sehr dankbar sind. Nachdem guerilla|substitute auf uns zugekommen ist, haben wir haben das ganze Projekt dann echt schnell umgesetzt. Die ursprüngliche Idee war eigentlich, dass wir uns als Programmkinos aus Oldenburg zusammentun. Leider ist eine Kooperation nicht zustande gekommen.

ILO: Wann und wo genau wird das Autokinofestival denn stattfinden?

Das Autokinofestival findet auf dem Gelände der Weser-Ems-Hallen statt. Um genau zu sein, ist es der Parkplatz 1. Als kleiner Anhaltspunkt: auf diesem Platz steht auch immer die Wilde Maus während des Kramermarktes. :-)  Der Zeitraum des Festivals umfasst den 21. Mai bis zum 03. Juni 2020. Wir haben den Zeitraum tatsächlich um drei Tage verlängert, da die Resonanz so hoch war. Fast alle Tickets waren innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. Den letzten Tag des Festivals (03.06.2020) haben wir zu einem ganz besonderen gemacht – den „Solidarity Day“. Dieser Tag soll genutzt werden, um andere zu beschenken, die zum einen eine schwierige Zeit erleben aufgrund der Krise oder zum Anderen einfach mal eine kleine Aufmerksamkeit verdient haben, weil sie so viele tolle Dinge leisten. Man kann für diese Person, welche man beschenken möchte, ein Ticket kaufen. Das Ticket kostet dabei  0 Euro. Diese „0 Euro-Regelung“ ermöglicht es somit auch Menschen, die sich das reguläre Ticket nicht leisten können, das Autokino zu erleben. Beim Kauf gibt es jedoch einen Spende-Button. Man kann somit eine Summe spenden, um die Unkosten für diesen Tag zu decken. Für den Abend zahlen wir nämlich schon allein für den Platz knapp 1.000 €. Dazu kommen dann noch die Mietkosten für die Filme. Die Mitarbeiter*innen arbeiten an diesem Tag ehrenamtlich. Die Summe, die nach Deckung der Kosten, übrigbleibt, werden wir an die NGO „medico international“ spenden.  Zurzeit haben sie eine Kampagne namens „Globaler Virus. Globale Solidarität“ am Laufen, bei der sie weltweit ihre Partnerorganisationen bei Präventionsmaßnahmen, Bereitstellung von Schutzausstattung und in ihrem politischen Kampf gegen Armut und krankmachende Verhältnisse sowie für das Recht auf ein gesundes und gutes Leben unterstützen. Der Ticketverkauf für die letzten drei Tage (01. – 03.06.2020) des Autokinofestivals startet morgen (16.05.2020) um 15.00 Uhr. Die Tickets können online auf der Website des Autokinos erworben werden.

ILO: Also noch drei weitere Tage Autokino, wie toll! Wie wird das Autokinofestival denn umgesetzt?

Wir arbeiten mit Moviescreens zusammen, von denen wir auch immer beim Kultursommer die Kinotechnik ordern. Wir haben uns für das Autokino die größtmögliche Leinwand ausgesucht, welche 130 Quadratmeter umfasst. Uns war dabei ganz wichtig, dass wir ein richtig gutes und authentisches Autokino-Erlebnis für das Publikum schaffen. Deswegen haben wir uns für Kino-Technik entschieden, die solch ein Erlebnis garantiert. Dazu gehört natürlich eine riesige Leinwand. Es handelt sich jedoch nicht um eine LED-Leinwand, wie sie sonst bei Festivals oder Autokinos eingesetzt wird. Bei unserer Leinwand ist die Projektion erst bei Dunkelheit möglich. Daher fangen die Vorstellungen auch immer erst um 22.00 Uhr an. Dafür ist jedoch bei dieser Leinwand der Kino-Standard absolut gegeben. Die Filme werden wirklich so dargestellt wie im Kino-Saal. Der Ton wird über eine Radio-Frequenz übertragen. Außerdem haben wir uns für eine begrenzte Anzahl von 200 Autos entschieden, damit eine perfekte Sicht auf die Leinwand gewährleistet ist.

ILO: Habt ihr schon Feedback zur Veranstaltung bekommen?

Bis jetzt haben wir durchweg positives Feedback erhalten. Die Menschen sind begeistert davon, dass es endlich wieder die Möglichkeit gibt, Kultur zu erleben. Außerdem hat schon allein die Tatsache, dass unsere Homepage am ersten Tag des Ticktet-Verkaufes aufgrund von zu vielen Nutzer*innen direkt down war, uns gezeigt, wie gut das Autokino bei den Oldenburger*innen ankommt.  Das war total schön zu sehen, dass die Leute so viel Lust darauf haben. Für ein paar Filme gibt es jedoch noch Karten. Zum Beispiel für den Film „Pride“ an unserem „Queer Monday“. Der Film ist einer unserer absoluten queeren Lieblingsfilme, weil er so super zeigt, dass Solidarität allen was bringt. Das passt ja auch super zur Corona-Krise. Der Queer Monday ist eine monatliche Filmreihe, bei der wir „queeres Kino“ zeigen. Diese Filmreihe wollten wir auch gern im Autokino weiterleben lassen. An diesem Tag wird auch der CSD Nordwest e.V. eine Botschaft senden über die Leinwand, da der diesjährige CSD ja leider nicht stattfinden kann.

ILO: Habt ihr vor, das Autokino auch nochmal nach der Corona-Zeit zu veranstalten?

In erster Linie stellt das Autokino für uns grad eine Möglichkeit dar, Kino zu machen. Wie es danach weiter gehen wird, wird einfach die Zeit zeigen. Je nachdem, wie gut die Veranstaltung ankommt, ist es eine Überlegung wert, zu sagen, dass wir es nochmal machen. Es kann aber natürlich auch sein, dass Autokinos im nächsten Jahr wieder aus dem Trend sind, weil wieder alles offen hat. Ansonsten sind wir grad auch dabei, zu schauen, wie es dieses Jahr nach dem Autokino weitergehen wird. Eigentlich war im August ein Festival, die „Kulturscheune“, geplant. Diese wird vermutlich nicht so stattfinden, wie wir sie ursprünglich geplant hatten. Aber da überlegen wir grad auch, wie sich das dazu geplante Kino und die Ausstellungen mit den jetzigen Regelungen gut umsetzen lassen.

ILO: Da werdet ihr bestimmt eine weiter tolle Alternative auf die Beine stellen. Vielen Dank für das Interview!

Infos zum Autokinofestival:

Der Ticketverkauf für das Programm am 01. bis zum 03. Juni startet  morgen (16.05.2020) um 15.00 Uhr auf der Website des Autokinofestivals.

Kein Ticket mehr ergattert? Kein Problem! Zusammen mit dem Cine k verlosen wir ab morgen auf unserer Facebook-Seite drei Tickets für die Film-Vorstellung „Pride“ am 25.05.2020!

 

Impressionen aus dem Cine K

Von Justine