Zwei Oldenburgerinnen segeln um die halbe Welt

Zwei Mädels, ein Boot, kein Plan

Einfach mal seine sieben Sachen packen und alles hinter sich lassen – für viele ist das reines Wunschdenken. Einfach mal ausbrechen aus dem Alltag und sich raus in die weite Welt trauen. Die beiden Oldenburgerinnen Anna und Malin haben es in die Tat umgesetzt. Wir verfolgen ihre Reise schon etwas länger und wollen euch die beiden auch mal vorstellen.

Wie kommen zwei Oldenburgerinnen dazu, so einen großen Schritt zu wagen und was habt ihr vorher gemacht?

Wir kennen uns seit der Schulzeit, sind nach dieser zusammen nach Bremen gezogen und haben dort beide eine Ausbildung absolviert. Währenddessen wuchs das Fernweh, der Wunsch nach Selbstbestimmung und der Drang sich aus der Komfortzone zu bewegen, um neue Abenteuer erleben zu können. Und was liegt da näher, als etwas zu wagen, was man noch nie vorher in seinem Leben gemacht hat. Das war bei uns das Segeln, denn Reisen mit dem Van oder mit dem Flugzeug, hat uns nicht gereizt und zusätzlich hat das Geld dafür auch nicht gereicht. Wir hatten schließlich nur ein kleines Budget während unseren Ausbildungen angespart.

Wo wart ihr schon überall?

Mit unserem ersten Boot, einem alten Stahlkahn, den wir günstig und spontan bei ebay Kleinanzeigen geschossen haben, ging es von Oldenburg über die Flüsse und Kanäle Europas  über Groningen, Amsterdam, Rotterdam, Paris, und Lyon bis ins Mittelmeer. Dort angekommen, mit voller Euphorie nun das erste Mal auf dem offenen Meer die Segel zu setzen, denn das geht nicht auf der Binnenroute, brachten wir uns zehn Tage lang das Segeln bei bis ein Leck im Schiffsrumpf unsere Reisepläne auf Eis setzte. Wir sind mit einem Schock davon gekommen, und konnten dann glücklicherweise die Reise mit dem Schiff von Annas Großeltern fortsetzen. Wir starteten also erneut in Oldenburg, diesmal mit dem Ziel die Ostsee zu umrunden. Einen Plan vom Segeln hatten wir jedoch trotzdem noch nicht. Es ging über Dänemark und Schweden hoch nach Norwegen und zurück in den Süden von Schweden, um von dort aus an der Ostküste hoch bis Stockholm zu segeln. Seit ein paar Tagen sind wir nun in Finnland.

Und wo hat es euch am besten gefallen?

Wir haben Skandinavien für uns entdeckt, haben deshalb auch hier oben auf dem Schiff überwintert, während das Schiff eingefroren im Hafen lag.

Sprit, Zölle, Restaurierungen…das alles ist ja bestimmt auch nicht ganz billig! Wie finanziert ihr das Ganze? Arbeitet ihr nebenbei?

Gestartet sind wir nur mit unserem Erspartem, aber dies wurde natürlich immer weniger. Um unsere Familie und Freunde auf dem Laufenden zu halten haben wir unsere Präsenz in den Sozialen Medien ausgebaut, und auf einmal reisen mehrere Tausend Menschen bei uns digital mit an Bord. Mittlerweile haben wir uns eine Selbstständigkeit aufgebaut, haben einen kleinen Onlineshop und wir schreiben zurzeit sogar ein Buch.

Wie sieht es jetzt während Corona aus? Erschwert euch das einiges?

Corona war kein großes Thema für uns. Wir konnten zwar nicht nach Norwegen einreisen, sondern mussten an der Grenze umdrehen, aber da wir uns viele Monate in Schweden und zusätzlich auf unserem kleinen Boot meistens mitten in der Natur aufgehalten haben, haben wir von der ganzen Thematik nicht viel mitbekommen. Leider konnten uns aber, nicht wie geplant, unsere Freunde und Familie aus Oldenburg besuchen kommen.

Fiete das Segelboot von Anna und Malin aus Oldenburg

Nicht nur der Wellengang auf See bewegt sich auf und ab, auch das Leben birgt Höhen und Tiefen. Wie sieht es bei euch aus?

Das Leck mit unserem alten Boot im Mittelmeer war wohl das größte Tief bisher, denn wir waren ja gerade mal mit der Segelei gestartet und hatten den naiven Glauben, wir könnten nun mit diesem Boot durch die Weltgeschichte segeln. Aber ohne diese zugegeben sehr glimpflich abgelaufenen Situation, wären wir nun nicht mit einem hochseetauglichen Schiff unterwegs, hätten das wunderschöne Skandinavien nicht bereist und die vielen Menschen unterwegs niemals getroffen. Wir haben oft stressige Situationen, in denen nicht alles glatt läuft, sogar Angst hatten aber im Nachhinein lassen uns diese Momente unser Abenteuer noch mehr genießen. Denn das wollten wir doch: Ein Abenteuer, außerhalb der Komfortzone. Jeden Tag Dinge zu erleben, die man noch nie vorher gemacht, gesehen oder gefühlt hat. Deswegen läuft eigentlich fast alles nach unseren Wünschen und ganz sicher alles so wie es sein soll.

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Man kann eure Reise nicht nur auf Social Media verfolgen, sondern seit neustem eure Geschichte nachlesen!

Genau, unser Buch „Zwei Mädels, ein Boot, kein Plan – auf der Reise ihres Lebens“ haben wir zusammen mit dem Polyglott Verlag geschrieben. Es erscheint am ersten September, und ist in vielen Buchhandlungen und im Netz erhältlich. Wenn ihr ein Oldenburger Laden unterstützen möchtet, dann holt es euch bei „Schreibwarenladen Rüther“ in Bloherfelde.

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    Von Lina