Propeller Oldenburg: Kontakt- und Begegnungsstätte für Menschen mit psychischer Erkrankung

Herzlich, gemeinschaftlich, unterstützend – so beschreibt Jonas, Rehabilitationspädagoge und neuer Leiter den Propeller Oldenburg. Vor kurzem ist er mit dem Account des Propellers ganz easy in unsere Instagram DM’s „geslided“. Da wir das Thema sehr wichtig finden, wollten wir euch einmal seine Arbeit beim Propeller vorstellen.

Jonas Rühl ist der neue Leiter vom Propeller Oldenburg

Stell dich doch mal kurz vor!

Moin! Ich bin Jonas, 35 Jahre alt, Rehabilitationspädagoge M.A. und seit September 2021 der neue Leiter des Propellers in der Auguststraße 90. Ich wohne inzwischen bereits seit über 10 Jahren in Oldenburg und arbeite schon seit 2017 mit psychisch erkrankten Menschen. Bevor ich den Propeller übernommen habe, habe ich in der Rehabilitationsklinik RPK gearbeitet, die ebenfalls zur zentegra gehört. Die zentegra gGmbH ist auch der Träger des Propellers und finanziert unser Angebot gemeinsam mit der Stadt Oldenburg, die hierfür ebenfalls freiwillige Gelder zur Verfügung stellt.

Anfangs war ich wegen der neuen Herausforderung und der damit einhergehenden Veränderung und Verantwortung sehr nervös. Mittlerweile kann ich mir aber keine andere Tätigkeit mehr vorstellen und liebe die Arbeit im Propeller sehr. Neben dem Umgang mit unseren Besucher*innen genieße ich am meisten die Möglichkeit, den Propeller mit seinem Angebot zu gestalten und auf Bedarfe zu reagieren. Das ermöglicht uns, ein breites Hilfeangebot zu stellen und Menschen Unterstützung zu bieten, die mit ihren Bedürfnissen in unserer Gesellschaft oft nicht gesehen werden.

Wer oder was ist der Propeller und was wird dort gemacht?

Die offizielle Bezeichnung des Propellers ist „Kontakt- und Begegnungsstätte für Menschen mit psychischer Erkrankung“. Da sich die wenigsten aber etwas darunter vorstellen können, beschreibe ich den Propeller gerne als eine Art Jugendhaus, nur eben nicht für Jugendliche, sondern für Erwachsene mit psychischer und oder seelischer Erkrankung. Wir bieten ein buntes Wochenangebot an dem man niedrigschwellig teilnehmen kann. Neben Café am Nachmittag, bieten wir unter anderem eine Koch- und Handarbeitsgruppe, einen offenen Treff für Frauen, gemeinsames Frühstück, Selbsthilfegruppen sowie eine offene Angehörigengruppe, in Kooperation mit der Karl-Jaspers Klinik, an.

Unser Angebot und viele Infos findet man auch unter @propeller_oldenburg. Natürlich haben wir auch stets ein offenes Ohr für neue Ideen! Besonders stolz bin ich auf unsere beiden neuen Veranstaltungen. Seit Anfang 2022 bieten wir jeden Donnerstag von 17 – 19 Uhr die Triebwerke an. Eine offenes Angebot für junge Erwachsene zwischen 18 und 30 Jahren. Hier soll einerseits ein Schutzraum zum Austausch und andererseits eine Plattform für gemeinsame Unternehmungen mit Gleichaltrigen entstehen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Die zweite Neuerung ist unsere offene Schreibwerkstatt, in Kooperation mit der Crew von Slam². Diese findet jeden 2. und 4. Montag im Monat statt und soll die Möglichkeit geben, gemeinsam in kreativen Austausch zu gehen und das Schreiben als Ventil zur Krankheits- und oder Vergangenheitsbewältigung zu nutzen. Mein Ziel ist es, mit dem Propeller einen Ort zu schaffen, an dem man immer willkommen ist, der frei von Stigmatisierung ist und an dem man, wenn nötig, kurzfristig und unkompliziert Hilfe bekommt.

Die Räumlichkeiten der Kontakt- und Begegnungsstätte für Menschen mit psychischer Erkrankung in Oldenburg

Für wen ist der Propeller gedacht? Und wie kann man bei euch mitmachen?

Das Angebot des Propellers richtet sich an Menschen mit psychischer Erkrankung. Wie oben bereits erwähnt, ist uns ganz wichtig, dass unser Angebot niedrigschwellig ist. Wir sind kein Bestandteil der Eingliederungshilfe, keine Klinik oder ähnliches. Man benötigt also weder Diagnose, noch Therapieerfahrung oder einen Antrag, um uns zu besuchen. Uns sind grundsätzlich alle Menschen herzlich willkommen, die uns gerne besuchen möchten. Das Angebot des Propellers wird, neben meinen beiden Kolleg*innen, von vielen Ehrenamtlichen getragen. Ein Teil davon ist selbst krankheitserfahren und hat im Propeller ein zweites Zuhause gefunden. Wir haben aber auch viele Studierende die sich engagieren und uns mit ihrer Arbeit sehr bereichern. Neue Ehrenamtliche sind uns natürlich immer willkommen!

Gibt es noch etwas, dass ihr unseren ILOs mitteilen möchtet?

Ich möchte die Menschen dazu ermutigen, Hilfe zu beanspruchen, wenn sie sich nicht gut fühlen. Oft werde ich gefragt, ob man denn in den Propeller kommen könne, wenn man sich „nur“ nicht gut fühle. Die Antwort ist immer eindeutig. Ja! Jede*r, der/die das Gefühl hat Hilfe zu benötigen, ist es Wert, dass man ihr/ihm hilft. Wenn du also darüber nachdenkst, dir Hilfe zu holen, dann zögere nicht. Auch hierfür versuchen wir im Propeller eine niedrigschwellige und vermittelnde Anlaufstelle schaffen. Jede*r kommt irgendwann an den Punkt, an dem man allein nicht mehr weiterkommt. Du bist es Wert, dass man dir hilft.

    Von Lina